Niederjosbach

Gospach villa inferior

Niederjosbachs erste schriftliche Erwähnung erfolgte im Zehntregister der Pfarrei Schloßborn. Das Zehntregister hielt fest, welche Abgaben zu leisten waren. Hier wurde Niederjosbach mit “Gospach villa inferior” mit aufgeführt. Aufgrund besonderer Personen wurde hierfür das Jahr 1233 angesetzt. Im Jahre 1300 folgte die erste deutsche Namensform “Niederngospach”. Bei den Bürgern heißt es mundartlich bis heute “Gusbach” oder “Nerrngusbach”. Der erste Landesherr Niederjosbachs war das Mainzer Stephansstift. Ihm gehörten der Hauptteil von Grund und Boden sowie die Bewohner, die als leibeigene Untertanen Abgaben und Dienste leisten mussten. Später übernahmen dies die Eppsteiner (Vertrag von 1283). 1433 fiel Niederjosbach wegen eine Bruderteilung an die Linie Eppstein-Münzenberg. 1507 wurden die Rechte an die Linie Eppstein-Königstein übertragen. Als die Eppstein-Königsteiner 1535 ausstarben, wurden sie von den Grafen von Stolberg beerbt. Diese wurden 1581 vom Kurfürstentum Mainz verdrängt. Die Niederjosbacher Frondienste bestanden überwiegend aus dem Transport von Stein-, Holz- und Fruchtgefälle. Auch früher schon mussten die Bürger als Leibeigene oder Untertanen Abgaben an den Staat entrichten, wozu auch der Zehnte zählte.
Bis zum 17. Jhd. war Niederjosbach beim Landgericht Häusel angegliedert. 1792 endete der Mainzer Kurstaat durch den Krieg mit Frankreich. Um 1800 trieb der als Schinderhannes bekannte Johann Bückler im Taunus sein Unwesen. Dieser soll das Gasthaus Jungels in der heutigen Kirchgasse (damaliger Wirt: Peter Dinges) aufgesucht haben und dort seine Schnupftabakdose als Pfand hinterlassen haben. Dieses besondere Stück soll immer wieder den Gästen gezeigt worden sein, bis es 1923 auf mysteriöse Weise verschwand. 1802 fiel Niederjosbach an das Fürstentum Nassau-Usingen und 1806 an das Herzogtum Nassau. 1808 wurde die Leibeigenschaft abgeschafft. 1866 ging das Herzogtum Nassau unter und Niederjosbach kam nach Kurmainz und Nassau zu Preußen.
Quelle: Rad und Sparren, 8. Jahrgang, 12.1982, Heft 1 (12), von Bertold Picard